Wissenswert

Knoblauch ist eine der essbaren Pflanzen, die im Laufe der Menschheitsgeschichte als Panazee ein großes Interesse hervorgerufen hat; der früheste bekannte Bericht über den medizinischen Gebrauch findet man im ägyptischen Kodex Ebers aus dem 16. Jahrhundert v. Chr. Eine breite Palette von Mikroorganismen, darunter Bakterien, Pilze, Protozoen und Viren, haben sich als empfindlich gegenüber zerkleinertem Knoblauch erwiesen. Schon 1944 isolierten und identifizierten Wissenschaftler die Komponente, die für diese bemerkenswerte antibakterielle Wirkung von zerdrückten Knoblauchzehen verantwortlich ist. Die Verbindung entpuppte sich als eine sauerstoffhaltige Schwefelverbindung, die sie Allicin nannten, vom lateinischen Namen der Knoblauchpflanze Allium sativum. Reines Allicin ist ein flüchtiges Molekül, das in wässrigen Lösungen schwer mischbar ist und den typischen Geruch von frisch zerkleinertem Knoblauch hat [1].

Die Debatte über das Vorhandensein von Allicin in zerquetschten Knoblauchknollen im Vergleich zu seinem Fehlen in geruchlosen, intakten Knollen wurde gelöst, nachdem eine sauerstoffhaltige Schwefelverbindung identifiziert wurde, das Alliin. Es wurde festgestellt, dass Alliin der stabile Vorläufer des Alicins ist.  Durch die Wirkung eines Enzyms, der Alliinase, das auch im Knoblauch vorhanden ist, wird Alliin in Allicin umgewandelt. Die Umwandlung von Alliin in das biologisch aktive Allicinmolekül beim Zerkleinern einer Knoblauchzehe erfolgt extrem schnell und ist in Sekundenschnelle abgeschlossen.

Allicin ist sehr reaktiv mit Thiolgruppen (Schwefel-Wasserstoff), dadurch ist Allicin in der Lage, Biomoleküle wie Glutathion oder Protein-Cystein-Reste unter physiologischen Bedingungen zu oxidieren. Da Thiolgruppen in allen lebenden Zellen allgegenwärtig sind, ist Allicin ein dosisabhängiges Biozid und hat die Fähigkeit, alle eukaryontischen Zellen abzutöten.

Wissenschaftliche Arbeiten deuten darauf hin, dass die Allylthiosulfinate (enzymatische Produkte von Alliin, S(+)-Allyl-L-Cysteinsulfoxid und Alliinase) oder ihre spontane Transformationsverbindungen (Allylpolysulfide) oder ihr gemeinsamer Metabolit (Allylmethylsulfid), für die meisten der lipidsenkenden, antioxidativen, anti-atherosklerotischen und krebsbekämpfenden Wirkungen des ganzen Knoblauchs verantwortlich sind, wie sie bei Tieren und Menschen beobachtet werden [2]. 

 

[1] Cavallito C.J., Bailey J.H. Allicin, the Antibacterial Principle of Allium sativum L. I. Isolation, Physical Properties and Antibacterial Action. J. Am. Chem. Soc. 1944;66:1950–1951

[2] Lawson L.D., Wang Z.J. Allicin and allicin-derived garlic compounds increase breath acetone through allyl methyl sulfide: Use in measuring allicin bioavailability. J. Agric. Food Chem. 2005;53:1974–1983.